Bedeutung der Reliefs auf der Südseite
Das Grundsätzliche der zwei Gruppen liegt in der Grundform der Steinplatten. Einmal der von unten ausgehende Bogen (die aus dem Materialismus versuchte Speziallösung), zum anderen der nach oben führende Bogen (die auf übersinnlicher Ebene gedachte Zusammenführung). Im Mittelpunkt der beiden von unten kommenden Bogen liegt das Symbol der Vernichtung. Alle Bewegung hat hier ihren Anfang und drückt immer wieder Trennung, Spaltung, das Voneinanderweg aus. Ebenso wie die beiden Gefangenen streben auch die beiden Frauen trotz ihrer bis zur Nacktheit gehenden gemeinsamen Not auseinander. Der trotz gebrochener Waffe noch kämpferische Gefangene ist mit seinem Nächsten durch eine Stacheldrahtschlinge verbunden. Jeder Versuch des einen, eine Waffe sei es auch nur geistiger Art zu führen, drückt ihm den Stacheldraht in die Stirn und zwingt ihn in tiefe geistige Unfreiheit. Die Balken des Stacheldrahtverhaues deuten in ihrer schrägen Führung zugleich die schwere Last des gestürzten Kreuzes an. Das Trennende über den beiden Frauengestalten liegt in der Überzeugung der einen.
Das über ihr zerbrechende Hakenkreuz ist der Ausgangspunkt allen Elends.
Sie verfällt vor der gespaltenen und entwurzelten Heimat hier symbolhaf durch die Eiche dargestellt in Apathie und ahnt kaum die Möglichkeit eines neuen Aufbaues. Die andere versucht voller Entsetzen der Berührung mit dem Tod zu entgehen. Aber, festgestützt auf die berstende Eiche sieht sie nur eine Schuld, die in der Heimat fallenden Bomben, die Vertreibung, das an ihr getane Unrecht. Die beiden
Menschenpaare, zwischen denen die alte Brücke zerstört ist, verkörpern die durch engstirnigen Nationalismus getrennten Völkerfamilien.