Als Junge in Jerusalem
1932 – 1936 absolvierte Hermann Becker die Klassen Untertertia bis Oberprima in der Benediktinerabtei Dormitio auf dem Sionsberg in Jerusalem. Seine Erlebnisse als Junge in dieser Zeit hält er in einem Tagebuch fest und verfasst hieraus ein kleines Kinderbuch. Die Geschichten, „Als Junge im heiligen Land„, werden in den sechziger Jahren im Kirchenboten gedruckt. Mit der Erstellung dieser Internetseiten ist das kleine Taschenbuch wieder verfügbar.
An einem Frühlingsmorgen 1932 stand ich auf einem Schiff und schaute nach den Boten aus, die vom Hafen Jaffa her Passagiere an Bord brachten. Ich war recht unruhig, denn einer Verabredung gemäß sollte mich ein Pater der Dormitio aus Jerusalem hier vom Schiff abholen. Da ich den Pater nicht einmal kannte und noch nie einen Benediktiner gesehen hatte, verließ mich mein Jungenmut, der mir auf der langen Seefahrt bis hierher geholfen hatte. Ich war ja erst 12 Jahre alt und doch nicht so mutig, wie ich die Tage vorher geglaubt hatte. Die Ruderboote brachten wohl lauter Araber an Bord, aber keinen Menschen, der nach mir fragte, und ich sollte doch bestimmt nur bis Jaffa auf dem Schiff bleiben. Ich hatte wohl schon gehört, dass der heilige Petrus gerade in dieser Stadt ein Gesicht hatte und lauter Tiere in einem ausgebreiteten Tuch sah, und das Bild vor mir schien ein ähnliches zu sein, denn die blanke Wasserfläche wimmelte von Schiffchen mit bunten Menschen und Tieren. Ja, selbst große ausgewachsene Kühe wurden in Booten ans Schiff gebracht. Warum warten, dachte ich, und kletterte auch in ein Ruderboot, wie es andere taten.